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Mehr Leben – nicht mehr sondern bedeutsames zeigen

Es lag etwas Spannendes und Außergewöhnliches in der Luft. Tolle Tricks und verblüffende Überraschungen sollten diesen Abend zu einem ganz besonderen Abend machen. Und dann war es so weit. Die Bühne gehörte dem Jongleur. Mit viel Körpereinsatz, großen Gesten und viel Aktivität reihte er Kunststück an Kunststück. Nummer an Nummer. Es war ein regelrechtes Feuerwerk, das er da abbrannte. Doch im Raum blieb die Atmosphäre irgendwie gedämpft. Das Publikum war zwar dabei und staunte, doch so richtig sprang der Funke nicht über. Irgendetwas ließ eine Distanz zwischen dem Publikum und dem Jongleur entstehen. Obwohl dieser Mann handwerklich wirklich gut ist. Er hat viele Kunststücke auf Lager.

Ich habe den Eindruck, dass er mit diesen vielen Nummern – und noch mehr Nummern – das Publikum begeistern und für sich gewinnen will. Doch geht es denn überhaupt immer um das „mehr“? Geht es nicht vielmehr um das Bedeutsame? Um das Bemerkenswerte? Um die eine Sache, das, was man sich wirklich merkt und an das man sich sehr gerne zurückerinnert?

Wir alle sitzen mal dem Irrglauben auf, dass wir meinen, Bedeutsames oder Bemerkenswertes zu tun, indem wir mehr machen. Es gibt uns dieses gute Gefühl, etwas geleistet zu haben. Das Restaurant wählt „mehr statt Bedeutsames“, wenn es die Karte um das 15. Menü erweitert. Statt sich zu überlegen, wie man die Steaks so genial und so begeistert zubereiten kann, dass Menschen quer durch den Landkreis fahren, um genau diese Steaks zu essen.

Statt Nummer an Nummer aneinanderzureihen, hätte sich der Jongleur überlegen können, wie er mit einem einzigen Kunststück dem Staunen des Publikums keinen Einhalt mehr geboten hätte. Die eine Sache, die das Publikum für immer im Gedächtnis behalten hätte.

Frage dich: „Welche Dinge sind es wirklich wert, getan zu werden?“

Engagiere dich dann so, als wäre dieser eine Moment vor genau diesen Menschen der wichtigste Moment in deinem beruflichen oder privaten Leben. Denn die Menschen bezahlen in erster Linie nicht für das, was wir machen, sondern dafür, wie wir es machen. Sie bezahlten für unsere Leidenschaft, Begeisterung und Hingabe.

Was ist die eine Sache, die sich andere bei dir merken?

Was ist die eine Sache, mit denen du anderen Menschen etwas ganz Besonderes gibst?

Was ist die eine Sache, für die es sich lohnt, dass du dich mit vollem Herzen engagierst?

Was willst du hinterlassen?

Das sind die wichtigsten Schlüsselfragen, die wir uns stellen müssen, um an unser Vermächtnis zu kommen. Sie lassen sich vermutlich nicht von jetzt auf gleich beantworten. Und das ist auch gut so, denn sonst würde man sie wahrscheinlich zu oberflächlich beantworten.

Diese Fragen gehen tiefer. Diese Fragen sorgen dafür, dass wir zu unserem wahren Kern gelangen, an unsere wahren Schätze.

Weißt du, woher das Wort „Inspiration“ stammt? Es stammt aus dem Lateinischen und bedeutet so viel wie: der Seele Leben einhauchen. Ohne eine lebendige Seele ist alles nichts. Deshalb ist es so wichtig, dass wir unsere Antworten auf die Schlüsselfragen des Lebens finden.

„Was würden Sie tun, wenn eine Fee käme und Sie hätten drei Wünsche frei?“, fragte der Journalist in einem Interview, das ich kürzlich gelesen hatte, einen Unternehmer. Der Unternehmer gab eine fantastische Antwort: „Ich würde sage, sie soll sich einen anderen Trottel suchen. Denn die Erfüllung von Wünschen beruht immer auf einer Arbeit mit Freude und Erfüllung.“

Franz von Assisi wurde einmal gefragt: „Wenn du wüsstest, dass du heute Abend sterben würdest, was würdest du dann tun?“ Franz von Assisi war gerade dabei, die Wiese zu mähen. Ohne von seiner Arbeit aufzusehen, antwortete er: “ Ich würde weiter arbeiten.“ Wieder eine großartige Antwort. Er würde nichts anders machen. Er würde auch nicht schneller mähen. Er würde auch nicht fertig mähen. Er würde weiter mähen. Weil er liebte, was er tat.

Auch der Schriftsteller Khalil Gibran bringt es in seinem Werk „Der Prophet“ auf den Punkt, wenn er sagt: „Arbeit ist sichtbar gemachte Liebe. Das heißt, allen Dingen, die ihr macht, einen Hauch des Geistes einzuflößen. Denn wenn ihr nicht mit Liebe arbeitet, sondern nur mit Widerwillen arbeiten könnt, lasst besser eure Arbeit und setzt euch an das Tor des Tempels und nehmt Almosen von denen, die mit Freude arbeiten.“ (aus: „Der Prophet“, dtv Verlagsgesellschaft, 6. Auflage 2004)

Entdecke in Dir, was möglich ist!
Dein Jürgen Zwickel