Ich bin überzeugt, dass fast jeder Mensch „mehr Leben“ spüren kann, als das, was er gerade spürt. Und um „mehr Leben“ spüren zu können, gibt es eine Menge an Punkten, die wir für uns beachten können.
Ja, es sind aus meiner Beobachtung häufig die diese vielen weils, die uns „mehr Leben“ nehmen. Und diese weils kreiert jeder von uns selbst. Mit diesen weils trennten wir uns auch immer wieder aufs Neue vom Leben. Und das erstaunliche ist, dass hinter den meisten täglichen weils, die wir uns bewusst oder auch unbewusst selbst setzen, nichts anderes steckt als billige Ausreden.
„Ich konnte nicht, weil ich hatte keine Zeit!“ – „Keine Zeit“ – Das ist die „dümmste“ aller Ausreden. Jeder von uns hat alle Zeit, die es gibt. Täglich sogar 24 Stunden. Wer also sagt, er habe „keine Zeit“, der meint wirklich: Dafür möchte ich mir keine Zeit nehmen. Wer also für seine Gesundheit und sein Wohlbefinden oder für Sport und Bewegung keine Zeit hat, der sagt im Klartext: „Ich weiß zwar, dass es wichtig ist, aber ich ziehe es vor, meine Zeit mit weniger wichtigen Dingen zu verplempern.“ Wer sagt, „ich habe keinen Bock“, dem kann die Lust von anderen auch nicht herbeigeredet werden.
Dazu gehört auch noch die Aufschieberitis. Kennst du Menschen, die sich erst auf den letzten Drücker auf eine Hausarbeit, Klausur, Besprechung, Kundenpräsentation oder sonst etwas Wichtiges vorbereiten? Der Schutzmechanismus, der dahinter steckt, ist jedoch schnell geoutet. Er heißt: „Lieber faul als doof.“ Denn wer schlecht vorbereitet anschneidet, kann nachher sagen: „Kein Wunder, dass ich nicht so gut war. Ich hatte ja keine Zeit, mich richtig vorzubereiten. Hätte ich so viel gebüffelt wie all die Streber, hätte ich die anderen locker in den Schatten gestellt.“
„Das brauchen wir nicht zu machen, weil das bringt sowieso nichts!“ – Das ist die Manageralternative für „keine Lust“, da bei Führungskräften ein Mangel an Antriebsenergie wegen der Gefahr einer Schädigung des eigenen Images verpönt ist.
„Es klappte nicht, weil…“ – Das ist die Sündenbocksuche. „Meine Frau versteht mich nicht“, „mein Chef hat keine Zeit für mich“, „die Politiker bringen nichts auf den Weg“, „die Chinesen machen den Markt kaputt“, „die Bedingungen sind einfach nicht optimal“, „das Wetter war einfach nicht passend“, „ich kannte eben nicht die richtigen Leute“, „mir fehlte es an der richtigen Technik“, „ich hatte das Wissen eben nicht“, „das Kantinenessen macht dick.“ Also jetzt wissen wir´s. Das Kantinenessen war´s. Dachte ich mir´s doch. Es hat zuerst richtig listig auf dem Teller gelegen, verführerisch einladend gestarrt und uns anschließend im wahrsten Sinne des Wortes hypnotisiert, dass es unter Ausschaltung unseres freien Willens sich seinen Weg in den Magen suchte. Wirklich richtig dumm gelaufen, oder etwa nicht?
Weils, die uns vom Leben trennen. Denn jede Ausreden nimmt uns Leben. Nimmt uns ein neues Erleben.
Die spannende Frage ist. Was könnten wir, was könntest du alles noch mehr erleben, wenn die Ausreden weniger werden? Was wartet auf dich noch alles?
Mit jedem weils, geben wir auch unsere Selbstverantwortung ab. Doch wer die Selbstverantwortung für seine Handlungen und Gefühle ablehnt, entlässt damit den Einzigen aus der Pflicht, der ihm helfen könnte, die Welt aus seinem Kopf zu kontrollieren, nämlich sich selbst. Zugucken statt mitspielen: Emotionen aus zweiter Hand sind bei vielen hoch im Kurs. Emotionen wie sie die Klatschpresse und die Medien Tag für Tag und Woche für Woche liefern und anbieten. Was zum Beispiel im englischen Königshaus vorgeht, ist ja durchaus wichtiger und interessanter als das, was in den eigenen vier Wänden passiert. Zugucken in der breiten Medienlandschaft ist für solche Menschen geradezu prädestiniert, die sich nicht mit ihrem eigenen Handeln, Leben und ihren eigenen Gefühlen auseinandersetzen wollen. Doch wer tagsüber selbst in der Eigernordwand klettert, der braucht am Abend keine Luis-Trenker-Filme.
Wir sind schon wirklich clever, oder? Was uns so alles einfällt, nur damit wir bestimmte Vorsätze oder Veränderungen nicht umsetzen müssen. Was uns alles einfällt, um ja nicht in ein aktives Handeln kommen zu müssen und dadurch auch „mehr Leben“ spüren zu können.
Doch solange wir diese weils und solch clevere Ausreden in unserem täglichen Handeln und Leben benutzen, steht auch eines fest: Wir haben noch nicht die richtigen Emotionen zu unserem neuen Verhalten aufgebaut. Wenn du jedoch die richtigen Emotionen aufbaust und mit deinem neuen Weg verbindest, dann springen deine Motivation und deine Begeisterung an und du begibst dich auf ein vorher nicht gekanntes Level und spürst dabei einfach auch „mehr Leben.“
Entdecke in Dir, was möglich ist!
Dein Jürgen Zwickel